Cuarans und Ghillie Brogues

Bei den Schuhen wird es nun ein wenig kompliziert, aber keine Angst, so schlimm ist es nicht. Es geht nur darum, den Unterschied zwischen Cuarans und Ghillie Brogues zu erklären.

Um es vorweg zu nehmen, die Highlander trugen oft gar keine Schuhe, sondern gingen barfuß, aber in manchen Situationen ist es eben doch angenehmer, wenn man die Füße schützen kann.

Genau genommen sind die Bundschuhe, welche das Clansmen Centre in Fort Augustus als Cuarans anbietet, Brogues, allerdings deren Urform. Als Cuarans bezeichnete man fast kniehohe Stiefel, die genau wie Bundschuhe mit Zungen, durch die ein Lederriemen gezogen wurde, geschlossen wurden. Die schottischen Brogues, was die Halbschuhe eigentlich sind, haben vieles mit den üblichen Bundschuhen gemein, sind nur ein klein wenig anders genäht. Um aber die antiken Brogues nicht mit jenen modernen Schuhen zu vergleichen, die heute als Full Brogues, oder als Ghillie Brogues angeboten werden, bleiben wir bei der Bezeichnung Cuarans.

Cuarans bestehen ursprünglich nur aus einem einzigen Stück dickerem, weichen Leder pro Schuh, welches mit vielen Zungen versehen ist, durch das der Lederriemen gezogen wird. Zieht man diesen nun zusammen, ist der Schuh, so primitiv er ist, schon fertig. Der schottische Bundschuh besaß vorne eigentlich gar keine Zungen, sondern einfach nur am Lederrand Löcher, durch welche der Riemen gezogen wurde. Zog man nun den Riemen zu, bildeten sich Falten und die Zehengegend war geschlossen. Der Riemen wurde dann verknüpft und einmal überkreuz zum Rand des Brogues geführt. Am Rand entlang waren einige Schlaufen aufgenäht, durch die der Riemen gezogen wurde, bis er hinten oberhalb der Ferse, bzw. an der Achillessehne durchgezogen wurde. Der rechte Riemen ging also nach links, der linke nach rechts durch die Schlaufe und anschließend wurde er einfach vorne normal mit einer Masche gebunden. Diese Bundschuhe hatten ursprünglich keine richtige Sohle, man ging einfach auf dem unteren Teil des Lederstücks, welches sich natürlich relativ schnell abnützte. Bundschuhe dieser Art habe ich in den letzten 3 Jahren bestimmt zwei Dutzend hergestellt, nur sind meine sehr widerstandsfähig. Auf der Innenseite ist auf das Leder eine Stoffeinlage aufgeklebt. Als Sohle verwende ich sogenannte Hüttenschuhsohlen aus Chromleder, die schon mit einem vorgelochten Nappalederrand vernäht sind. Allerdings sind diese Sohlen ja ursprünglich für gestrickte Hüttenschuhe gedacht und die Lochung  ist deshalb sehr grob, liegt also weit auseinander. Deshalb bringe ich immer mit einer Lochzange zwischen zwei Löchern noch eines an und so sind die Löcher für die Vernähung mit dickem Schusterzwirn geeignet. In diese Chromledersohle klebe ich noch zwei Ledersohlen ein und auf diese eine der üblichen grünen Schaumstoffeinlagen. Auf die Chromledersohle wird nun noch auf der Unterseite eine dünne Hartgummischutzsohle aufgeklebt, die das Leder vor Abnützung bewahrt. Diese Schutzsohlen sind zwar nicht billig, dafür aber fast nicht umzubringen. Das Material für meine Bundschuhe kostet allein, ohne Arbeitszeit schon 50 Euro, ist also nicht ganz billig. Für 50 Euro bekommt man in den Internetläden unter umständen schon zwei Paar einfache Bundschuhe, aber man sollte bedenken, wie lange diese dann halten werden. Wenn man sich gleich ein Paar mit der richtigen Verarbeitung nimmt, also lieber ein bisschen spart, hat man diese Schuhe ein Leben lang. Von den billigen muß man sich da schon einige Paare kaufen. Die Sohlen meiner Bundschuhe werden auf das Leder aufgeklebt und dann mit der Hand zusätzlich vernäht.

Hier also ein Paar Cuarans mit dicker Sohle, wie ich sie herstelle.

 

Auf diesem Bild sieht man gut die Hartgummischutzsohle, die den Bundschuh vor Abnützung bewahrt.

****

Da es bei oben gezeigten Bundschuhen und den schottischen      Ur-Brogues im Schnitt, bzw. der Herstellung einige Unterschiede gibt, will ich dem Leser meiner HP diese nicht vorenthalten. Der frühere Brogue wird in seiner Art zwar so ähnlich wie der Cuaran, bzw. Bundschuh hergestellt, allerdings fehlen bei ihm vorne bei den Zehen die vielen Zungen, die dann übereinander gelegt und mit dem Lederriemen zusammengezogen werden. Vielmehr wird das Leder beim Brogue nur mit Löchern versehen, durch die der Riemen gezogen wird. Beim Zusammenziehen faltet sich nun das Leder und bekommt seine Form. Im Unterschied zum Bundschuh hat der Brogue auch beim Spann keine Zungen, durch die dann der Riemen gezogen, überkreuz geschnürt und dann wie ein heutiger Schuh gebunden wird. Beim Brogue sind am Innen - und Außenrand Schlaufen aufgenäht, die bis hinter zur Ferse reichen. Der Lederriemen wird durch diese Schlaufen gezogen, hinten einmal überkreuzt, dann nach vorne zum Spann geführt und dort geschnürt.

Hier kann man also ein paar schottische Brogues sehen, wie sie ursprünglich getragen wurden. Es ist übrigens mein allererstes Paar schottischer Schuhe, die ich damals hergestellt habe. Wie man sieht, erinnert an diesen Ur-Brogues nicht sehr viel an die eleganten Ghillie Brogues, wie wir sie heute kennen.

****

Ghillie Brogues und Full Brogues

Zunächst einmal werde ich den Unterschied von Full Brogues und Ghillie Brogues erklären. Brogues bedeutet eigentlich gelocht und wohl jeder wird die eleganten Schuhe mit dem schönen Lochmuster kennen, die man eigentlich zum Anzug trägt. Ursprünglich waren diese Löcher aber nicht zur Zierde gedacht, sondern erfüllten einen praktischen Zweck. Wenn der Träger durch sumpfiges Gelände ging, oder durch Bäche watete, konnte das Wasser schneller wieder abrinnen und die Schuhe so auch schneller trocknen. Daraus entwickelte sich später der schöne Full Brogue, der auch in England gerne getragen wird. Dieser hat aber wie jeder andere normale Schnürschuh eine Zunge, ist so geschlossen und wird normal gebunden.

Da der schottische Ghillie Brogue aber an den ursprünglichen Highland Brogue erinnern soll, wurde er so entwickelt, daß er keine Zunge besitzt und am Spann auch nicht geschlossen, sondern offen ist. Statt dessen hat er dort, wo die Zunge beginnen würde, eine kleine Schlaufe, durch die das etwa 2 Meter lange Schuhband gezogen wird und besitzt 8 Zungen mit Ösen, durch welche die Schuhbänder ganz normal überkreuz gezogen werden. Die überlangen Bänder, die bis über die Knöchel gebunden werden, sollen hingegen an die Lederriemen, oder Tartanbänder erinnern, mit denen die Hoses befestigt wurden. Damit die Schuhbänder hübscher aussehen, sind an ihren Enden noch vier kleine Lederquasten angebracht.

Ghillie Brogues gibt es in verschiedenen Ausführungen, manche sehen direkt zierlich aus und erinnern fast an Ballettschuhe, andere sind robust gestaltet, zB. die Piper Brogues. Im Normalfall haben Ghillies eine Ledersohle und sind deshalb zum Full Dress auch gut für einen Tanzabend geeignet. Piper Brogues hingegen haben eine feste, dickere und geriffelte Gummisohle und einen Absatz mit Verstärkung samt Eisen an der Ferse, damit sie extrem rutschfest sind. Es bleibt aber jedem selbst überlassen, ob er zum Formal Dress Piper Brogues tragen möchte.

Die normalen Full Brogues erwähne ich nur deshalb, weil sie, wie schon gesagt, für den Alltag ebenfalls gut zum Kilt getragen werden können. Auch Martens Halbschuhe sind recht gut geeignet. Es geht nur darum, zu beweisen, daß es nicht gerade elegant wirkt, wenn man zum Kilt mit Alltags Argyll Jacket völlig unpassende Schuhe trägt.

 

 

Hier sind ein Paar von mir umgearbeitete Ghillie Brogues, das heißt, es waren vorher normale Full Brogues, die ich sehr günstig entdeckte, da sie im Abverkauf nur ein Drittel vom Normalpreis gekostet haben. Diese Idee ist übrigens gar nicht mehr so neu, denn vor einem Jahr entdeckte ich im Net eine Firma, die ebenfalls Brogues auf Ghillies umarbeitet. Allerdings besitzen deren Ghillies statt der 8 Zungen mit Ösen Schlaufen. Ich bevorzuge die Ösenzungen, da die heutigen Ghillies eben so verarbeitet sind.

Auf diesem Bild sind zwei Paar Ghillie Brogues in etwas unterschiedlicher Ausführung zu sehen, dazu ganz rechts ein Paar normale Full Brogues, wie ich sie für den Alltag zum Kilt empfehlen würde.

Somit wäre auch das Kapitel Schuhe abgeschlossen und wir wenden uns den Fibeln und Plaid Brooches zu.

*****

***

 

 

Gratis Website erstellt mit Web-Gear

Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der Autor dieser Webseite. Verstoß anzeigen